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 Chronik

 Der Zauberer von Oos » zurück zur Gesamt-Liste 
Autor: L. F. Baum
Regie: Andrea Müller
Christel Herold-Mende
Aufführungsort: Bammental,
Zeitraum: 1993-10-02 bis 1993-10-03

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 Kritik 
(Gemeinde-Nachrichten, 15. Oktober 1993)

Der Zauberer von Oos
2. Etappe im Bammentaler Theaterherbst '93
Hut ab vor den Goukelkappen. Es ist ihnen an beiden Nachmittagen in der praktisch ausverkauften TV-Halle gelungen, ein Publikum im Alter von 7 Monaten bis über 80 Jahren davon zu überzeugen, daß Amateurtheater durchaus semi-professionell sein kann. Was die darstellerischen Leistungen angeht, so gab es keinen, der mir nicht auf seine Weise gefallen hätte; es würde aber den Rahmen sprengen, auf jeden einzelnen näher einzugehen. Dennoch komme ich nicht umhin, einige Darsteller herauszuheben. Heien Kleinschmidt spielte ihre Hauptrolle souverän und überzeugend, so, als wäre es nichts, vor vollem Saal solo zu singen, und das mit einer Stimme, zum Verlieben . . . Sehr schön auch die Bewegungsabläufe des Blechmannes (Anja Lochner). Ich habe nicht ein einziges Mal bemerkt, daß sie ihre Rolle verlassen hätte. Die Westhexe alias Nicole Tomschi verbreitete nachhaltig Angst und Schrecken, so daß einige der jüngeren Zuschauer zunächst mal wieder beruhigt werden mußten. Hier vorsichtshalber noch einmal zur Entwarnung: Man kann sich nach wie vor nachts in Mauer auf die Straße wagen - es war alles nur ein Spiel! Antje Adam zeigte als Zauberer nicht nur dessen Zwiespalt auf - einerseits großspurig und mit verzerrter Stimme über Mikrofon, andererseits kleinlaut (vielleicht manchmal etwas klein-leise) zum Publikum gewandt; sie baute gerade durch die Darstellung dieses Dilemmas die Brücke zu den kleinen Zuschauern, die sich so zu häufigen Zwischenrufen animiert fühlten. Hier hatte Kevin Peter in der Rolle des als Hausmeister verkleideten Zauberers Gelegenheit, zu zeigen, daß man auch mal seinen Text verändern, ja sogar auf eine Pointe verzichten kann, um das erst einmal einbezogene Publikum nicht im nächsten Moment wieder zu übergehen. Sehr nachhaltigen Eindruck hinterließen Carolin Mende als Dorothys Hund und Daniel Kraft als das kleinere der beiden Monster, die praktisch keinen Text hatten, aber fast immer auf der Bühne waren, quasi im Windschatten, um sich in den entscheidenden Momenten volle Kraft voraus in die Herzen des Publikums zu spielen.
Aber was wären die Darsteller ohne den passenden Rahmen? Da wären zunächst mal die Kostüme, deren m. E. herausragendstes, das des Blechmannes, von der Gruppe der 7-11jährigen unter Rosi Krafts Leitung angefertigt wurde. Auch die beiden Hexen wurden, ihre gegensätzlichen Rollen unterstreichend, gut getroffen: auf der einen Seite die in schwarz gehaltene, furchteinflößende Westhexe, auf der anderen ganz in weiß, feenhaft, die gute Nordhexe. Im Zusammenwirken mit der unaufdringlichen, aber auch nicht zu sparsamen Maske ergab sich ein abgerundetes Bild, Bühnenbildnerisch wären wahre Exzesse möglich gewesen, so sollte ja immerhin ein komplett weggewehtes Haus dargestellt werden. Nun liegt unsere TV-Halle aber weder am Broadway noch in Hollywood und so konnten mit weitaus geringerem Aufwand, aber nicht geringerem Erfolg die einzelnen Situationen der Reise in Szene gesetzt werden, nicht zuletzt, weil gerade Kinder über ein beträchtliches Maß an Phantasie verfügen. Überhaupt verstanden es Andrea Müller und Christel Mende in der Regie zusammen mit Michael Mende, der den Text erst einmal bühnenfähig machen mußte, das Stück maßgerecht auf jung und alt zuzuschneiden. An einer Stelle wurde gar zweigleisig inszeniert: Für die Großen die Auflösung, daß die Vogelscheuche schon immer intelligent, der Löwe schon immer mutig war usw., während die Monster für die Kleinen eine Show am Ballon abzogen. In Sachen Technik hörte ich Lob von vielen Seiten. Offensichtlich wurde die neue Beleuchtungsanlage nicht nur bei Betreten der Halle, sondern erst recht in Aktion bewundert. Der Leckerbissen schlechthin waren nicht etwa die von der Mehlkiste gespendeten Waffeln, die waren toll und kamen aus den Eisen wie aus Pistolen geschossen, der Leckerbissen war die Musik. Beim Gedanken an die Kompositionen fehlen mir nahezu die Worte. Auch jetzt noch, Tage nach der Aufführung, klingen mir beide Lieder immer wieder im Ohr und es kam sicher nicht von ungefähr, daß gegen Ende vor Rührung Tränen flössen. Schade, daß niemand daran gedacht hat, die Liedertexte zu veröffentlichen, z. B. im Programmheft, ich hätte gerne mitgesungen. Auf alle Fälle freue ich mich jetzt schon auf das dritte Stück im Theaterherbst, den „Eingebildeten Kranken" von Molière - warum, wird nicht verraten!
(Andreas Wirtherle)