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 Chronik

 Lottchens Geburtstag / Der Heiratsantrag » zurück zur Gesamt-Liste 
Autor: Ludwig Thoma
Regie: Waltraud Vögele
Aufführungsort: Bammental, TV-Halle
Zeitraum: 1991-06-07 bis 1991-06-08

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 Kritik 
(Rhein-Neckar Zeitung, 18. Juni 1991)

Alle Akteure boten vergnügliche Stunden
Beim Theaterverein Goukelkappe in Bammental
Daß der gute alte Heiratsantrag „in Frack und Handschuhen und so weiter ... "aus der Mode gekommen ist, wird jeder mit Erleichterung festgestellt haben, der sich die Aufführungen des „Theatervereins Goukelkappe" in Bammental am 7. und 8. 6. angesehen hat (wir berichteten bereits kurz). Zwei Einakter standen an beiden Abenden auf dem Programm: „Lottchens Geburtstag" von Ludwig Thoma und „Der Heiratsantrag" von Anton Tschechov.
Ob auf bayerisch, ob auf russisch - die Sache steckte stets voller Tücken ... Herrlich das Verhör, dem sich der schüchterne Privatdozent Traugott Apel (Hendrik Müller) durch übertriebenes Pflichtbewußtsein des „pater familias" (Michael Mende) ausgesetzt sah. Frau Geheimrat (Rosi Kraft) und deren Schwägerin, ein Schwabenimport (Corinna Fohl), konnten die Situation gerade noch retten, so daß Lottchen (Marion Neubauer) doch noch, obwohl damals schon Emanze, zu ihrem standesgemäßen Verlöbnis kam ...
Auch im alten Rußland scheint die Sitte des Heiratsantrags voller Fußangeln gewesen zu sein, so z. B. wenn das russische Temperament sich mehr an der Lust am Streit als an der Liebeslust erhitzte. So sank der hypochondrische Heiratskandidat (Uwe Lay) zum Schluß symptomgeplagt seiner streitsüchtigen Auserwählten (Irmela Müller) in die Arme, weder zum Ja- noch zum Neinsagen fähig, so daß der konfuse Brautvater (Toni Vögele) sich endlich von der „Last, Vater einer erwachsenen Tocher zu sein", befreit fühlte.
Beide Stücke waren von einem Showteil ä la „Herzblatt" umrahmt, wobei einer der beiden Saalkandidaten durch den kürzesten Heiratsantrag das Rennen machte. Alles in allem eine gekonnte schauspielerische Darbietung aller Akteure - und ein sehr vergnüglicher Abend.



(Gemeinde-Nachrichten, 12. Juli 1991)

Wir schreiben nichts!
Ja, wir wollen über das Theaterwochenende und alles, was damit zusammenhängt, nichts schreiben. Gewiß, es hätte Dinge gegeben, über die man hätte berichten können. Daß die Schauspieler, am Freitag noch ein bißchen träge, die restlichen zwei Tage zu ungeahnten schauspielerischen Höhen aufstiegen, beispielsweise. Oder daß am Samstag, nach einer hervorragenden Aufführung, die schweren Bühnenscheinwerfer um 180 Grad gedreht wurden und daß dann die beste Spontanfete abging, die Bammental je gesehen hat, seit der ortsansässige Homo Heidelbergensis seinerzeit beim Sonntagsspaziergang in Mauer in den Neckar gefallen ist. Nein, nein, über solche Dinge könnten wir tatsächlich berichten, aber leider schreiben wir diesmal halt eben nichts! Es könnte einer sagen: „Schreibt doch, daß ihr am Sonntag mehr als ausverkauft wart!", das könnte er tatsächlich mit einer gewissen Berechtigung sagen, denn um 14.45 Uhr war am Sonntag wirklich alles ausverkauft. Will sagen, es waren soviel Leute wie Stühle im Saal. Wir haben trotzdem weiter eingelassen, und irgendwie organisierte man sich, die Kinder erfanden quasi neue Sitzmöglichkeiten, keiner war unzufrieden. Jaja, darüber könnte man bestimmt schreiben, aber leider schreiben wir diesmal, wie Sie sicher schon bemerkt haben, nichts! Aber natürlich haben Sie recht, es ist bestimmt schade, wenn so niemand erfährt, daß das Märchen „Schneeweißchen und Rosenrot" so gut angekommen ist, daß es 2 Wochen später in Waldhilsbach gleich nochmals aufgeführt wurde. Wir lassen diesen Einwand gelten, wenngleich man einsehen muß, daß wir nun einmal den Entschluß gefaßt haben, dieses Mal nichts zu schreiben! Die Rahmenhandlung? Jaja, es gab eine Rahmenhandlung, eine Showsatire, oder hat man schon einmal erlebt, daß der Theaterverein etwas zusammenhanglos runterspielt? Nicht unumstritten, man könnte gewiß darüber schreiben, aber . . . Sie wissen ja mittlerweile!
Die Leistungen der Schauspieler müßten erwähnt werden, meinen Sie, weil diese teilweise schon das Profilager tangierten? Sehr nett gemeint, sicher, nur daß wir eben beschlossen haben, dieses Mal nichts ... jaja, ich wiederhole mich. Nun gut, eines muß eben doch geschrieben werden. Der Grund, warum wir nichts schreiben! Man stelle sich das vor, Sie schlagen die Gemeinde-Nachrichtren auf, suchen nach der überfälligen Theaterwochenendkritik und finden nichts, nicht eine Zeile! Nun gut, daß wir nichts schreiben, hat einen plausiblen Grund: Wir hatten die Gemeindeblattkritiken satt! Da loben sich die Leute doch nur selbst, schreiben, daß sie furchtbar gute Schauspieler seien und so (daß sie das Profilager tangierten, man stelle sich das vor!). Und so wagten wir uns in die Höhle des Löwen! Wir forderten das Publikum auf, uns zu kritisieren, und versprachen im Programmheft, diese Kritiken hier zu veröffentlichen. Es kamen noch nicht viele, das ist wahr, aber die erste Ernte ist immer die magerste. Nächstes Jahr werden es sicher mehr Kritiken sein. Doch nun, der Theaterverein Goukelkappe präsentiert
Stimmen aus dem Publikum:
Keine Stimmen. Und daß sich hier die provokative Hauptüberschrift doch noch bewahrheitet, resultiert nicht etwa aus der Tatsache, daß unsere Kritikaktion keine Resonanz gefunden hätte. Nein, wir erhielten durchaus schriftliche Kritiken aus dem Publikum, zum Teil recht hochkarätige, in deren Licht wir uns durchaus sehen lassen können (und wollten). Nur intervenierte die Bammentaler Gemeindeverwaltung (offensichtlich die höchste Instanz) und untersagte das Abdrucken der Kritiken. Es handle sich hierbei um „Leserbriefe" und deren Abdruck sei nach den Redaktionsrichtlinien des Gemeindeblattes nicht zulässig. Man mag darüber denken, wie man will, für unsere Kritikaktion jedenfalls, von der wir uns eine lebhafte Diskussion auch nach unseren Aufführungen erhofften, bedeutet diese Entscheidung das Aus. Denn mit welchem Anreiz sollten wir im Programmheft Menschen aus dem Publikum zur Theaterkritik auffordern, wenn nicht dem, daß ihre Kritik (oder zumindest eine repräsentative Auswahl der Kritiken), im Gemeindeblatt abgedruckt werden würde? Um die Geschichte in diesem Jahr dennoch würdig abzuschließen, haben wir uns folgende Notlösung ausgedacht: Alle eingegangenen Kritiken werden vervielfältigt und in der Buchhandlung Staiger zur kostenlosen Mitnahme ausgelegt. Wir bitten Sie, von unserem Angebot regen Gebrauch zu machen.