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 Chronik

 Der Zauberer vom Bammertsberg » zurück zur Gesamt-Liste 
Autor: Michael Mende
Regie: Michael Mende
Aufführungsort: Bammental, TV-Halle
Zeitraum: 1986-04-26 bis 1986-04-27

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 Kritik 
(Rhein-Neckar Zeitung, 30. April 1986)
(Gemeinde-Nachrichten, 9. Mai 1986)

Eindrucksvolles Debüt der "Goukelkappe"
Die erste Aufführung des Theatervereins "Goukelkappe" war ein voller Erfolg. Das begeisterte Publikum spendete am vergangenen Wochenende neben tosendem Beifall auch noch ohrenbetäubendes Fußgetrampel und ein anhaltend zustimmendes Pfeifkonzert.
Trotz gutem Kartenvorverkauf rechneten die Akteure nicht damit, gleich bei der Premiere vor einem mit knapp 200 Zuschauern voll besetzten Saal spielen zu dürfen. Dies steigerte zwar anfangs die Nervosität der Laienschauspieler, stachelte sie aber auch zu Leistungen an, die mit häufigem Szenenapplaus honoriert wurden.
Der Theaterverein, vor ca. einem Jahr gegründet, entwickelte sich aus dem ev. Jugendkreis, dem die Mitglieder inzwischen entwachsen sind. Dort sammelten auch einige ihre ersten Theatererfahrungen mit dem selbstgeschriebenen Mundartstück „Die doppelt Einohmquell". Auch „Der Zauberer vom Bammertsberg" entstammt der Feder von Michael Mende, der die Sage aus der „Chronik von Bammental und Reilsheim", 1950 von Otto Barho entdeckte und als Grundlage für sein Theaterstück verwendete:
In der Rahmenhandlung erzählt die schmeichlerische Studentin Erika (Martina Huth) ihrem alten, angestaubten Professor (Felix Theato) von der Bammentaler Sage, wonach ein Zauberer junge Mädchen entführt und verhext haben soll. Nachdem die Bauern den Bösewicht mit Waffengewalt vertrieben hatten, seien auch die verschwundenen Mädchen in der Bammertsberghöhle wieder aufgetaucht. Bei genaueren Nachforschungen konnte die Studentin die „wahren" Hintergründe aufdecken, die freilich etwas kompliziert waren: - Damit wechselt das Geschehen von dem vorgelagerten Podium der Gegenwart auf die große Bühne der erzählten Vergangenheit — Eigentliche Drahtzieher des Geschehens sind nämlich die intrigante Lina Gerwera (Gabi Vögele) und ihr Werkzeug Pfarrer Hilspach (Falk Tuchlinski),
die ein Mädchen aus sittlichen Gründen aus Bammental verbannen. Als Annegret (Heide Ziegler) und Maria (Waltraud Vögele) die beiden zur Rede stellen wollen, erleiden sie dasselbe Schicksal. Die drei verschwundenen Mädchen rufen Aufruhr der Väter (Andreas Lay, Christoph Schnetter) und anderer Bauern (Kurt Lay, Michael Schnetter) hervor; sie bewaffnen sich mit Mistgabeln und Harken und rufen zur Unterstützung den Dorfschützen (Jens Müller), dessen Büchse — wenn er sie nicht gerade vergessen hat — ihr Eigenleben behauptet. Da die aufgebrachten Bauern nicht so recht wissen, gegen wen sie ihre Waffen erheben sollen, befragen sie den Schultheiß und Wirt (Uwe Lay). In diese
Versammlung gerät ein fahrender Magier (Thomas Kern), der mit seiner Vorstellung etwas Kultur nach Bammenlal bringen will. Ihm versucht Lina Gerwera, die sich mit Hilfe ihres dümmlichen Mannes, dem Dorfschulmeister (Kay Leibert), immer wieder Gehör zu verschaffen weiß, ihre eigene Schandtat anzuhängen. Mit dem Segen des Pfarrers versehen, verfolgen die Bauern den armen Zauberer durch den Wald und finden zufällig die drei verstoßenen Mädchen in der Bammertsberghöhle.
Die Überlieferte Sage entsteht aus den Heldenberichten der Bauern und dem Schweigen des Schweinehirten (Michael Mende). Ein einsamer Protest slößt auf Widerrede: „A Dunna-weddl, was dedsch' an Du de Nochwelt vazehle, valleicht, daß die Medlin scheinbar freiwillisch an darre Hehl ghockt sen, daß de Zauwara schneller grennt isch wie mir alle zusomme und daß de Dorfschilz, des Rindviehsch, iwwa an Ascht gflore isch un schiergar noch ona vun uns doutgschosse hed?"
In einem abschließenden Lied verkündet der Zauberer die Absicht des Theaterstückes, die auch ohne großen Zeigefinger deutlich wurde:
„Die Moral von dem Geschehnen lasset Euch gesaget sein, Trauet nicht den brävsten Plänen, trauet nicht dem faden Schein. Grade die's am besten wissen, die es uns gebieten woll'n, haben oftmals kein Gewissen, tun nicht das, was sie tun soll'n. Drum gebt acht auf wicht'ge Leute, wenn sie reden noch so fein, Geltungsdranges fette Beute, kann nur unser Schaden sein."
Musikalisch wurde die gegnerische Haltung von Lina und Pfarrer auf der einen und dem Zauberer auf der anderen Seile durch verschiedene Themen der Gruppe Ougenweide ausgedrückt (modifiziert von Bernd Segnitz). Dies verlangte neben der großen schauspielerischen auch sängerische Leistung. Nicht nur hier wurde spürbar, wie Michael Mende die Rollen den Darstellern auf den Leib geschrieben hat. Sein Bemühen wurde unterstützt mit profihafter Beleuchtung und selbstgeschneiderten Kostümen von Christel Herold-Mende und Christiane Mende sowie von zahlreichen Statisten und Helfern. Alle zusammen bescherten sie dem dankbaren Publikum 2 1/2 heitere und unbeschwerte Stunden. Auf das nächste Theaterstück, das sich bereits in Bearbeitung befindet, darf man also gespannt sein.
U. Regele