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 Chronik

 Ein Blick von der Brücke
(Bammental) 
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Autor: Arthur Miller
Regie: Andrea van Bebber, Marion Neubauer
Aufführungsort: Bammental, ev. Gemeindehaus
Zeitraum: 2004-10-22 bis 2004-10-23

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 Kritik 
(Gemeinde-Nachrichten, 29. Oktober 2004)

Der vor Jahren aus Sizilien eingewanderte Hafenarbeiter Eddie Carbone und seine Frau Beatrice haben ihre verwaiste Nichte Catherine wie ihre eigene Tochter großgezogen
Der Bammentaler Theaterverein Goukelkappe präsentierte seine aktuelle Produktion am Wochenende im evangelischen Gemeindehaus. Die Gruppe hatte sich die anspruchsvolle Aufgabe gestellt, Millers sozialkritisches Familiendrama von 1955 angemessen darzustellen.

Eddie Carbone, ein Hafenarbeiter sizilianischer Abstammung im New York der 50er Jahre des 20sten Jahrhunderts, lebt mit seiner Frau Beatrice und Ziehtochter Catherine inmitten kleinstbürgerlicher Verhältnisse. Sein Alltag ist von der ständigen Suche nach Arbeit und einem in Routinen verlaufenden Privatleben bestimmt.
... täuscht sich damit aber nur über seine mehr als väterliche Zuneigung zu der Siebzehnjährigen hinweg
Seine Hoffnung auf eine bessere Zukunft projiziert er auf die 17-jährige Catherine. Catherines Entwicklung vom einstigen Kind zur attraktiven jungen Frau weckt in Eddie neben ehrlicher Sorge um ihre Zukunft auch uneingestandenes Begehren, was seine aufkommende innere Zerrissenheit immer deutlicher nach außen kehrt. Die Tragödie nimmt ihren Lauf, als zwei illegal eingewanderte Cousins seiner Frau in seiner engen Wohnung Unterschlupf erhalten. Catherines Verliebtheit gegenüber Rodolpho, dem unbeschwerten Jüngeren der beiden, veranlasst Eddie, die Cousins bei der Einwanderungsbehörde zu denunzieren. Er verletzt damit seine eigenen bisherigen moralischen Grundsätze, was seine Verzweiflung weiter voran treibt. Als ihn Marco, der ältere Cousin, aus Wut über den Verrat tätlich angreift, zückt Eddie ein Messer und die Auseinandersetzung gipfelt im tragischen Finale.
Hannes van Bebber hat mit der Verkörperung des „Eddie“ eine weitere Seite seiner schauspielerischen Ausdrucksfähigkeit offenbart. Eddies einfache Persönlichkeit vor dem und im Abgrund der eigenen Gefühle wurde von ihm in ihrer Zerrissenheit und Verzweiflung bis hin zur Selbstaufgabe eindrucksvoll direkt interpretiert. Dem angemessen agierte Steffi Bittner als Ehefrau Beatrice in der für Millers Dramen typischen Frauen- und Mutterrolle stets vermittelnd und gefasst duldend. Auch Carolin Jakoby gelang es, Catherines Entwicklung vom liebevoll vertrauten Umgang mit Eddie hin zum ungläubigen Entsetzen vor dem Verrat ansprechend zu gestalten.
Den beiden Regisseurinnen Marion Neubauer und Andrea van Bebber war sehr an einer realistischen Inszenierung im Sinne Millers gelegen. In der Umsetzung verzichteten sie dabei auf nicht unmittelbar nachvollziehbare Symbolik und trugen die Handlung bei Bedarf zwischen die Zuschauer. In diesem Sinne überbrückte auch die Figur des Anwalts Alfieri, mit der notwendigen Attitüde stilsicher interpretiert von Andreas Wirtherle, die Trennung zwischen Handlung und Publikum. Die für die Räumlichkeiten stimmige Kulisse (Harald Jakoby) brachte die Handlung ebenso angemessen zur Geltung wie die eingesetzte Technik. Dass bei der Durchsuchung der Wohnung durch die Einwanderungsbehörde für einen kurzen Moment die Spielfreude mit den Darstellern durchging, tat der insgesamt gelungenen Produktion keinen Abbruch, es unterstrich vielmehr das hingebungsvolle Engagement der gesamten Gruppe.
Arthur Miller selbst wollte mit diesem Stück „...eine besondere Art von Erstaunen hervorrufen über die Art und Weise, wie ein Mann sein Leben riskiert und verliert, und über die Gründe, um derentwillen er den letzten Einsatz wagt.“
Dem Theaterverein Goukelkappe ist es gelungen, dieses Erstaunen auszulösen und dabei sowohl die jüngeren als auch die reiferen Zuschauer zu erreichen, was im voll besetzten Saal durch lang anhaltenden Applaus belohnt wurde.
(Peter Johannsen)