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 Presse-Archiv

 1998-11-19: Die Botschaft vom Wahnsinn des Krieges  zurück 
Mutter Courage, dargestellt von Waltraud Vögele, mit Michael Mende als der Feldprediger und Stefanie Bittner als ihre stumme Tochter Kattrin (v. r.)
(Rhein-Neckar Zeitung, 19. November 1998)

Theaterverein „Goukelkappe" überzeugte mit Brechts „Mutter Courage"
Zwei ausverkaufte Vorstellungen und viele „Vorhänge"
Bammental. (am) Sicherlich ist es nicht das Alltäglichste, wenn eine Laienspielgruppe wie die Bammentaler „Goukelkappe" an zwei Abenden zu Aufführungen von Bertolt Brechts „Mutter Courage" einlädt. Auch wenn die Freizeitschauspieler in den letzten Jahren immer wieder große Anerkennung für Einstudierungen bekannter Bühnenwerke bekommen hatten, war doch die Hinwendung zu Brechts Klassiker gleichsam eine Gipfelbesteigung, die nicht frei von Absturzgefahr ist ... Doch wer erlebt hat, mit welcher Intensität und Professionalität in der Bammentaler „Alten Turnhalle" Theater gespielt wurde, der muß das Wagnis ausdrücklich gutheißen!
Vielleicht wirkte das Werk sogar eindrücklicher auf den Zuschauer, als bei manch anderer Bühne, weil spürbar wurde, daß auf der Rampe Verwandlungen stattfanden: Da wurde aus dem immer freundlich grüßenden Nachbarn plötzlich ein markig auftretender Feldhauptmann (Rainer Lochthowe) oder aus der vielbeschäftigten Mutter von Kleinkindern eine - trotz ihrer rollenbedingten Stummheit - ungemein ausdrucksvolle Kattrin (Stefanie Bittner), die Tochter Mutter Courages. Nicht minder beeindruckend die offensichtliche Spielfreude beim allem Weltlichen durchaus nicht abgeneigten Feldprediger (Michael Mende) und die sängerische Leistung der Dirne Yvette Pottier (Irmela Müller-Wulff)!
Sicherlich würde Brecht insgesamt eine kältere, schonungslosere Darstellung der „Mutter Courage" gewünscht haben - ohne etwaige Publikumssympathien für einzelne Rollen -, doch war auch so seine Botschaft vom Wahnsinn des Krieges und der gnadenlosen Gefühlslosigkeit unter den Menschen auch in der Goukelkappen-Version unzweideutig.
Großen Anteil hieran hatte die zentrale Figur des Stückes: Mutter Courage (Waltraud Vögele). Abgesehen von der verblüffenden Sicherheit ihres gesamten Auftritts bestach sie durch ihre Fähigkeit, die Emotionslosigkeit, die am reinen „Wo liegt der Nutzen für mich?" orientierten Überlebensphilosophie und auch die wenigen Momente des Innenhaltens glaubwürdig zu verkörpern.
Die sie daher begleitenden Personen stützten sie dabei durch eine durchaus nicht amateurhafte Zeichnung der Charakteure, die auf hohem Niveau stehende Umsetzung des Textes verdient große Anerkennung. Die eingestreuten Vertonungen Brecht'scher Texte, begleitet und zum Teil komponiert von Almut Müller-Bernhardt am Klavier, beeindruckten ebenfalls, stark .und beim Schlußchor gab's gar Verstärkung durch den „Jungen Chor" des Liederkranz Bammental.
Mit einem Wort: Den „Goukelkapplern" gelang eine große Leistung. Dies gilt besonders auch den Regisseurinnen Christel Herold-Mende und Irmela Müller-Wulff. Sie haben es verstanden, die sage und schreibe 35 Rollen nicht nur treffend zu besetzen, sondern auch vor einem vom Marketenderin-Karren dominierten Bühnenbild geschickt zu positionieren.
Die beiden Aufführungen waren ausverkauft - ein gutes Zeichen, welches Vertrauen man in Bammental mittlerweile in die Fähigkeiten des Theatervereins hat. Daß die Zuschauer die fast dreistündige Aufführung keinesfalls als „zu lang" empfanden, bewies der nicht enden wollende Applaus am Ende, der die Schauspieler erst nach mehreren „Vorhängen" von der Bühne abgehen ließ.