» Startseite    » News    » Stücke in Arbeit    » Chronik    » Presse-Archiv    » Links    » Kontakt & Impressum   

Login:

Nickname:

Passwort:


::
[ anmelden ]





 
 Presse-Archiv

 2001-03-23: Die Welle  zurück 
(Gemeinde-Nachrichten)

Da die Goukelkappe mittlerweile ein Verein ist, der aus mehreren parallel arbeitenden Gruppen besteht, kommt es nicht selten vor, dass nach Probezeiten, in denen man gar nichts von uns hört, plötzlich mehrere Stücke relativ zeitgleich zur Aufführung kommen.
Dies ist im Moment einmal wieder der Fall, wo nicht allzu lange nach der Faust Aufführung, mit der Welle ein Stück unserer Jugendgruppe zur Aufführung kommt.
Die Welle ist ein Stück für Jugendliche und Erwachsene, das im Grenzbereich von Psychologie und Politik spielt. Ein Lehrer, das Stück beruht übrigens auf tatsächlichen Begebenheiten, möchte seinen Schülern zeigen, was es mit gruppendynamischen Prozessen auf sich haben kann. Hierzu gehören: Identifikation mit einer Gruppe - etwa durch gemeinsame Ziele (auch wenn diese sehr abstrakt sind und keiner Hinterfragung standhalten würden), klare Hierarchie und gemeinsamer Habitus, vom Gruß bis hin zu Uniformen. Der Lehrer wollte damit eigentlich zeigen, das letztendlich niemand vor Dingen gefeit ist, wie sie ab 1933 in Deutschland passiert sind. Was interessant an diesem Experiment und dem dieses darstellende Theaterstück ist, ist die Tatsache, dass sich das Ganze sehr schnell unkontrollierbar verselbständigte.
Bei den langen Produktionszeiten der Goukelkappe mag es den einen oder anderen von ihnen vielleicht verwundern, dass die Goukelkappe mit ihren Aufführungen oft so im Zeitgeist liegt. War nicht gerade, angefangen bei der Expo, eine regelrechte Faust-Welle über's Land gegangen?
Nun läuft in den Kinos gerade der Film „das Experiment" an und der vorletzte Spiegel titelte mit der Headline: „Psychologie von Herrschaft und Unterwerfung - Droge Macht". Auch hier geht es darum, wie sich der Mensch in Gruppen verhalten kann, auch wenn dies mit seinem eigentlich individuellen Verhalten überhaupt nichts zu tun hat. Das heißt: Genau die Story der Welle!
Vielleicht ist das mit dem Zeitgeist ja genau andersherum:
In Wirklichkeit schauen die Szene-Hauptstadt Berlin, die Medien-Hauptstadt Köln und die Print-Hauptstadt Hamburg, mittlerweile ideenlos geworden, nach Bammental und orientieren sich an der Goukelkappe!
Sie werden denken, jetzt ist der Mende ganz übergeschnappt, vielleicht hat er BSE oder vielleicht ver... er in seinem frechen Humor nur wieder die Leute. Lassen Sie mich zur Untermauerung meiner These ein Gespräch anführen, das unter dem vornehmsten Bildungsbürgertum weit von Bammental entfernt vor nicht allzu langer Zeit tatsächlich genau so stattgefunden hat:
„Kommt ihr am Wochenende zu der Vernissage?" „Nein, wir gehen dieses Wochenende ins Theater!" „Ach, - was wird denn gegeben?" „Faust!" „Mein Mann und ich sehen den Faust nur noch in Wien, alles andere ist nicht akzeptabel, nein, - es gilt die eiserne Grundregel: Faust nur noch in Wien! - Und - wo geht ihr hin?" „Nach Bammental!" (Pause) „Ach, - (zu ihrem Mann) Hans, ich fürchte wir haben eine Bildungslücke!", (dezentes Gelächter zur Überbrückung).
Ganz gleich ob Bammental nun eine Kulturhauptstadt oder wenigstens ein Kulturzentrum ist, einen wesentlichen Beitrag hierzu leisten Sie, unser treues Publikum. Ich würde mich darum sehr freuen, Sie am kommenden Wochenende bei unserer Jugendgruppe begrüßen zu dürfen.
Zu sehen ist die Welle am 24. und 25. März jeweils um 19.00 Uhr in der TV-Halle in Bammental.
(Michael Mende)