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 Presse-Archiv

 2009-05-22: Diese Spannung war kaum auszuhalten  zurück 
Theater-AG spielte mit „Warten auf“ Theater à la Beckett
Bammental. (du) „Komm, wir gehen. Gehen wir!“ Aber niemand folgte der Aufforderung. Alle blieben sitzen und warteten weiter. Warten auf, aber auf was eigentlich? Auf das Leben, könnte eine Antwort sein. Oder anders ausgedrückt: das Schicksal. Aber Warten, das ist auch Jugedkultur, war aus dem Kreis der jungen Spieler der Theater-AG der Mittel- und Oberstufe des Gymnasiums zu hören. Sie kultivierten ganz in Anlehnung an Samuel Becketts absurdes Theater „Warten auf Godot“ das Warten für ein zwar vom Vorbild inspiriertes, dennoch weitgehend selbst erfundenes Stück für vier Aufführungen.
Absurd war es nicht durchgehend, sonst hätte es die ehemalige Schulleiterin Margareth Schütte nach eigenem Bekunden nicht bis zum Ende ausgehalten, dafür aber enorm anregend, oder wie sei feststellte: „Es war unglaublich faszinierend“. Verstanden hatte das Publikum den Inhalt, was sich in der Gesprächsrunde mit Schauspielern und Regisseurin Stefanie Bittner abzeichnete. Der Dialog wurde genauso intensiv und munter geführt, wie das Stück zuvor gespielt.
„Google“ macht’s möglich, könnte man sagen, nachdem die Schauspieler verrieten, woher sie die Anleihen bei Schiller oder Kafka machten und die Grundlagen für ihre Texte bezogen. Aber die Internet-Suchmaschine allein macht es eben doch nicht aus. Da braucht es doch junge Menschen, die ihrer Texte zusammenstellen, verstehen und zu interpretieren verstehen, damit sie jeder versteht und zum Nachdenken bringen.
Genau das gelang den 17 Darstellern Raphaela Dörfer, Pavel Cepero-Malo, Carlo Malkus, Malinka Oberdorfer, Johanna Miller, Meret Cepero-Malo, Lisa Werle, Lotte Iglhaut, Ina Rupprecht, Lena Malkus, Martin Müller, Lucas Lebert und Jana Mechler durchweg – von Stefanie Bittner motiviert und auf ideale Weise geführt. Überhaupt musste man den Hur ziehen vor so viel Spielelan und Einfühlung in schwierige, problembeladene Texte, die in ihrer Absurdität aber auch befreiendes Lachen oder Schmunzeln zuließen.
Der einzige Kritikpunkt der Zuschauer war, warum man den zugrunde gelegten Charakteren nur negative Aspekte verlieh. Das lag im Stück „Warten auf“ selbst begründet, erklärten die Schauspieler, die sich wie eine Bande von Ausreißern oder gescheiterten Existenzen mit kranken Strukturen und gestörter Psyche auf einem ziemlich vermüllten Platz (Bühnenbild Helmut Daigger) präsentierten. Dort entwickelten sie ihre Monologe, alle aufs Wartegleis gestellt, dem Ende von allem in Allegorien, Clownereien und Paradoxien verpackt. Zu Wort kamen personifizierte Emotionen und Lebensthemen wie Hass, Skrupellosigkeit, Weisheit, Emanzipation, Tod, Sexualität, Wahnsinn, Aggression, Erfolg, Selbstmord, Einsamkeit oder auch Hoffnungslosigkeit.
„Das Leben ist längst da, möchte man den Figuren zurufen“, war eine Zuschauerreaktion. Eine andere lautete: „Die Spannung war so toll dargestellt, dass man sie kaum aushalten konnte und irgendwas hineinrufen wollte.“

RNZ vom 22.5.09