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 Presse-Archiv

 2010-11-08: Wie aus der Reilser Elisa eine Herzogin werden sollte  zurück 
(Rhein-Neckar Zeitung, 8. Nov. 2010)

Theatergruppe "Goukelkappe" glänzte mit der Komödie "Pygmalion - oder Zieglers Lisbeth lernt ohschdännisch babble"

Bammental. (tri) Die neue atemberaubende Aufführung des Theatervereins "Goukelkappe" ist moralisches Lehrstück und beste Unterhaltung in einem. Lässt der Untertitel eher auf Bauerntheater schließen, entpuppt sich dies als psychologisch tiefgründige Komödie. So wie George Bernhard Shaw in "Pygmalion" seine Helden in satirischer Überspitzung zeichnet, hat Regisseurin Andrea van Bebber das Geschehen liebevoll mutig nach "Bommedol" verfrachtet. Entgegen der Liebesgeschichte von Professor Higgins und Eliza in "My fair Lady" wird sich ihre Elisa aber am Schluss emanzipieren.

Stefanie Bittner gelingt die Gratwanderung, die arme Blumenverkäuferin Elisa Ziegler aus "Reilse" mit resoluter Mimik und deftiger Mundart authentisch zu verkörpern. Als feine Dame in juwelengespickter Robe plaudert sie ebenso gekonnt. Gelernt hat sie das Hochdeutsche beim arroganten Professor Heinrich Kluge; Hannes van Bebber glänzt in dieser schwierigen Rolle. Der ewige Junggeselle ist überheblich und gänzlich ohne Manieren. Ganz anders als sein Mitstreiter Oberst Prittwitz (Kay Leibert). Beide treffen auf dem Theaterplatz in Heidelberg auf das Blumenmädchen Elisa. Dort "uff de Gass" spielt sich das Leben der einfachen Leute ab. Sie tanzen, lachen, küssen und haben ihre "Freid". Die feine Familie Steinsfurth (stets echauffiert: Michael van Kampen, Rebecca Mannot und Waltraud Vögele) wollen mit diesem "Pack" nichts zu tun haben. "Isch bin ä ohschdännischi Fraa", poltert Elisa. Professor Kluge und Prittwitz machen sich über ihren "Rinnstein-Jargon" lustig. "Die ist herrlich ordinär und fürchterlich verdreht. Doch ich wette, dass ich aus ihr eine Herzogin mache", meint der Gelehrte.

[img 977 right]Der begüterte Oberst willigt in das Experiment ein und übernimmt das Salär. Elisa zieht nach vielem Hin und Her in der Panorastraße bei Kluge ein."Ja,ja, jetzt hat sie's!", freut der sich. "Zieglers Lisbeth" ist wie verwandelt, vermischt aber das Hochdeutsche mit gewohnt deftigem Vokabular. Vater Ziegler (Didi Hassmann) will seine Tochter nicht mehr zurück und nur "e Fünferle vum Meeschter". Der Haushälterin (Bella Hassmann) passt vieles nicht an ihrem Professor. Auch seine Mutter (Christa Kleinbub-Dunkl) durchschaut das zwiespältige Spiel. Die Wette wird zwar gewonnen und Elisa gibt bei einem Empfang in der höheren Gesellschaft die perfekte Herzogin. Doch ihr Inneres ist gespalten. Sie weiß nicht mehr, wohin sie gehört und verlässt den mit Pantoffeln um sich werfenden Professor. Fortan will sie selbst armen Leuten Phonetik-Unterricht geben.

Mit Ohrwürmern, Lokalkolorit und spitzen Dialogen begeistert die Aufführung die Zuschauer, bindet sie in der TV-Halle in einzelne Szenen direkt ein. Tosenden Applaus gibt es für das Ensemble die mehr als 20 Laienschauspieler und Sänger, für Bühnen- und Maskenbild, Kostüme, Licht- und Tontechnik. Die modernen Kompositionen von Robert Bittner und den Musikern Thomas Ochs, Marco Tecza und Bernd Segnitz sind weitere Höhepunkte in Anlehnung an Volkstümliches in Harmonie und Rhythmus.