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 Chronik

 Die Physiker » zurück zur Gesamt-Liste 
Autor: Friedrich Dürrenmatt
Regie: Christel Herold-Mende
Aufführungsort: Bammental, ev. Gemeindehaus
Zeitraum: 1994-09-23 bis 1994-09-25

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 Kritik 
(Gemeinde-Nachrichten, 7. Oktober 1994)

Die Physiker
In einer Nervenheilanstalt sind drei Physiker untergebracht: Ernst Ernesti, der sich für Einstein hält, hat gerade seine Krankenschwester umgebracht. Herbert Georg Beutler, der glaubt, Sir Isaak Newton zu sein, hat seine Krankenschwester drei Monate zuvor erdrosselt. Inspektor Voß ist nahe an der Verzweiflung, da er gegen die Kranken nicht einschreiten kann. Der dritte Patient, Johann Wilhelm Möbius, gibt vor, daß ihm König Salomon erscheine. Als seine Familie Möbius zum letzten Mal besucht, spielt er den Durchdrehenden, um den Abschiedsschmerz zu vermindern. Schwester Monika glaubt jedoch nicht, daß Möbius verrückt ist. Sie liebt ihn und möchte ihn heiraten — daraufhin erdrosselt Möbius sie und erklärt, daß Salomon ihm das befohlen habe. Nach diesem dritten Mord — nein, Unglücksfall! — resigniert der Inspektor. Den drei Physikern werden nun Krankenpfleger zugeteilt, die ihren Ausbruchsgedanken vereiteln: die Physiker erweisen sich als nicht krank — Möbius hat sich nur vor der Welt zurückgezogen, weil er die Verantwortung für die Folgen, die seine Entdeckungen der Menschheit anrichten könnten, nicht zu übernehmen wagt. Die anderen beiden sind Spione, die Möbius für ihre jeweiligen Auftraggeber gewinnen sollten. Es stellt sich jedoch heraus, daß Möbius Vorsicht umsonst war: Die Leiterin der Anstalt hat die Entdeckungen an sich genommen und will damit die Welt beherrschen. Die jungen Schauspieler waren mit Begeisterung dabei und die gute Stimmung übertrug sich in den vollbesetzten Zuschauerraum.
Das gelungene Bühnenbild versetzte das Publikum in einen Raum der Nervenheilanstalt: 3 Türen führen zu den Zimmern der Patienten, zwei weitere nach draußen. In einem Kamin war das Versteck für den Cognac, der vor Oberschwester Martha Boll (autoritätsbewußt und streng gespielt von Verena Bosch) verborgen wurde.
Auch die Tontechnik (Einspielen der Violinenmusik Einsteins oder der Blockflötenmusik der Buben) trug zum Gelingen des Handlungsablaufs bei.
Als der Vorhang sich öffnete, bot sich dem Zuschauer das gleiche Bild, das er später zu Beginn des zweiten Teils sehen konnte: die Polizei nahm den Tatbestand auf.
Thomas Leiber spielte den über die Gerechtigkeit zweifelnden, aber mit den vermeintlichen Verrückten geduldigen Inspektor mit überzeugendem Ausdruck.
Gleich zu Beginn begeisterte Frank Härtung in der Rolle als „verwirrter" Einstein, den der Todesschlaf sehr mitgenommen hatte („ich geh wieder schlafen"), der sich schließlich aber als willensstarker Agent der Ostmacht zeigte. Hendrik Müller verkörperte den Patienten Beutler sehr gelungen. Man war geneigt, ihm zu glauben, als er Inspektor Voß erklärte, er sei nicht krank und er sei nicht Newton — wenn er nicht im gleichen Atemzug erklärt hätte, er selbst sei Einstein ... Die Anfangs heitere Stimmung schlug um, als Möbius erschien, der von Tim Leibert sehr ausdrucksstark dargestellt wurde. Nicht nur der Schmerz über den Abschied von seiner Familie sondern auch seine Gedanken über die Gefährlichkeit der physikalischen Entdeckungen brachten Ernst in die Handlung. Die Tragik unterstrich Tim Leibert vor allem als „Salomon" am Ende des Stückes eindrucksvoll. Hervorragend war auch Marion Neubauer als Frl. Dr. Zahnd, Leiterin der Anstalt, eine gebrechliche, alte Dame, die sich rührend um ihre Patienten kümmerte, wobei sie aber auch sehr um ihren guten Ruf besorgt war — und die sich schließlich selbst als größenwahnsinnig erwies, was M. Neubauer überzeugend darstellte.
Die Botschaft Dürrenmatts wurde von der Gruppe sehr gut umgesetzt. Eindrucksvoll war das Ende, in dem deutlich wurde, daß die Menschheit sich durch die neuen Entdeckungen selbst vernichten würde. Alle an dieser gelungenen Vorführung Mitwirkenden wurden mit lang anhaltendem Applaus belohnt.
(Annette Hüpper)