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 Chronik

 Die kleine Hexe » zurück zur Gesamt-Liste 
Autor: Otfried Preußler
Regie: Marion Neubauer
Uwe Lay
Aufführungsort: Bammental,
Zeitraum: 1995-10-28 bis 1995-10-29

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 Kritik 
(Gemeinde-Nachrichten, 17. November 1995)

Magie beim Theaterverein oder Hexen gab's doch!?!
Eigentlich sollte ein Kritiker seine Kritik ganz allein im stillen Kämmerlein schreiben und sich von nichts und niemandem beeinflussen lassen. Eigentlich! Ich möchte hier allerdings eine kleine Ausnahme machen. Meine Damen und Herren, liebe Kinder, ich präsentiere meine (unfreiwillige) Co-Kritikerin: Rumpumpel, einst Wetterhexe, heute Reporterin bei der neuen Harz- und Brocken-Post. Als sie sich vor dem Stück auf einen freien Stuhl neben mir setzte war sie eine ganz verbitterte alte Frau, sie schimpfte und zeterte. „Dieses kleine Luder wird an ihren Lügen ersticken, aber ich werde schon dafür sorgen, daß die Kinder die Wahrheit erfahren! „Schmierenkomödie", Aufstachelung zum Hexenhaß und Geschichtsfälschung waren die allerharmlosesten ihrer Schimpfworte. Als der Vorhang sich öffnete sagte sie in ihrem ekelhaften Tonfall: „So jetzt bin ich aber mal gespannt!" Während des Stückes beobachtete ich sie des öfteren von der Seite und ich glaube ihre Reaktion sagte mehr als tausend Reich-Ranickis. Am Anfang kamen dauernd abfällige Kommentare: „Pah, erstunken und erlogen, ich hab's ja gesagt!" Als die Holzweiber auftraten:.„Man könnte denken, daß sich dieses grüne Mädel für Mutter Teresa hält, pfui Spinne". Ich konnte mich nicht mehr halten. „Finden Sie nicht, daß Sie ungerecht sind, Rumpumpel? Sie können doch nicht jedes Wort persönlich nehmen, schauen Sie sich doch mal die Schauspieler und die Inszenierung an, die haben doch eher Lob verdient!" Danach war sie eine Weile ruhig, aber ich habe deutlich gemerkt, daß sie in der Szene, in der die kleine Hexe dem armen Blumenmädchen hilft, vor Rührung feuchte Augen bekam. Je näher das Ende kam, desto weniger erkannte ich meine Rumpumpel. Bei der Hexenprüfung, die die kleine Hexe ablegen muß um bei der Walpurgisnacht mittanzen zu dürfen (eigentlich ist sie mit 127 Jahren ja noch zu jung!), jubelte sie jedesmal, wenn ihre „Widersacherin" die gestellte Aufgabe zu löste. Am Ende, als Abraxas und die kleine Hexe singend ums Hexenfeuer tanzen, sang und klatschte sie mit, als ob sie noch einmal Kind wäre. (Es störte sie dabei offensichtlich wenig, daß sie noch einmal an all die Gemeinheiten erinnert wurde, die sie und die anderen Hexen der kleinen Hexe angetan hatten, und an die Rache der Kleinen dafür: das sie den großen Hexen das Hexen abgehext hatte.)
Nach dem Schlußapplaus zog ich Rumpumpel beiseite und fragte sie nach ihrer Meinung: „Die Oberhexe, wie hieß sie gleich wieder? Helen Kleinschmidt? Ich habe geglaubt, die echte steht vor mir! Ich war begeistert, absolut, und die,, — an dieser Stelle schlüpfte ich wohl lieber in die Rolle des Kritikers, denn Rumpumpel hat die unangenehme Eigenschaft mit dem Reden nicht mehr aufhören zu können, wenn sie einmal angefangen hat, und das was sie mir in zwei Stunden erzählt hat würde den Rahmen dieser Kritik bei weitem sprengen. Also, wo waren wir stehengeblieben? Von Silke Heinrich, die Rumpumpel spielte, war nicht nur die echte begeistert. Sie wird von Jahr zu Jahr besser! Annekathrin Müller, Miriam Knapp und Viviane Lange waren als Holzweiber überaus sehenswert. Andreas Sperling war ein Krämer, wie aus dem Bilderbuch und Kevin Peter vertrat als neuer Revierförster standhaft Recht und Ordnung. Wie in den letzten Jahren gab es auch diesmal wieder Bühnenpremiere, hoffnungsvolle junge Talente in ihren ersten Rollen: Julia Kässinger war als Billiger Jakob zu sehen, Michaela Dittert spielte das Blumenmädchen. Hoffentlich spielen sie im nächsten Stück auch wieder mit! Dajana Scheider (kleine Hexe) und Nicole Tomschi (Abraxas), die sich letztes Jahr im König in der Kiste mit kleineren Rollen begnügen mußten, konnten dieses Mal eindrucksvoll zeigen, was in ihnen steckt. Mein Kompliment! Ein weiteres Kompliment geht auch an das bewährte Regie-Team Marion Neubauer und Uwe Lay für die gelungene Inszenierung. Wie letztes Jahr hat Bernd Segnitz wieder einige fetzige Musikstücke komponiert, großes Lob.
Zum Schluß möchte ich noch allen Helfern danken, die Zeit und Mühe dafür investiert haben, daß dieses Stück ein Erfolg wird — die Mühe hat sich gelohnt.
(Tim Leibert)