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 Chronik

 Der König in der Kiste » zurück zur Gesamt-Liste 
Autor: Paul Maar
Regie: Marion Neubauer
Uwe Lay
Aufführungsort: Bammental, TV-Halle
Zeitraum: 1994-10-15 bis 1994-10-16

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 Kritik 
(Gemeinde-Nachrichten, 28. Oktober 1994)

Der König in der Kiste
Stellen Sie sich vor, Sie leben in einem Land, das von zwei Königen regiert wird, die allerdings viel lieber Musik machen und tanzen, als zu befehlen und zu verordnen. Würde Ihnen das gefallen, zu faulenzen, anstatt in die Schule oder zur Arbeit zu gehen? Ja? Oder finden Sie sogar schon den Gedanken an diesen Zustand unerträglich, weil Sie zum Glücklichsein viele, viele Soldaten, noch mehr Verordnungen und — vor allem — alle paar Wochen eine süße, kleine Steuer brauchen?
An einem Bürger wie Ihnen hätte der Oberhofminister dann seine wahre Freude, wo er doch sonst mit seinen zwei Königen wenig zu lachen hat: keine auch noch so kleine Verordnung, den ganzen Tag "Gedudel und Gejaule, Gesinge und Gehopse" im Schloß. Dazu kommen dann noch die unangemeldeten Besuche eines dicken Mannes und zweier dünner Frauen, die mehr Haare auf den Zähnen als auf dem Kopf zu haben scheinen, und immer just dann auftauchen, wenn es etwas zu sehen und zu tratschen gibt. Vergeblich versucht er, die Könige Alabaster und Hyazinth zur Vernunft zu bringen, indem er ihnen erzählt, was üblich ist. Kann man es ihm da verübeln, daß er mit einer leibhaftigen Hexe gemeinsame Sache macht, um das Land von diesen Mißständen zu befreien? Der Erfolg gibt ihm ja auch recht: sofort nachdem die Hexe Alabaster und Hyazinth abgesetzt hat, fängt sie ah, zu regieren, wie es "üblich ist": sie erfindet Steuern und Strafen, verbietet Musik und Tanz und stellt viele, viele Soldaten ein.
Während Alabaster von der Hexe verzaubert worden ist, gelingt Hyazinth die Flucht. Er trifft auf eine Schaustellertruppe, bestehend aus dem Tantchen, der Tänzerin und dem Affen Joko mit ihrem Puppenspielkasten. Mit Hilfe dieses Zauberkastens und des dicken Mannes gelingt es Hyazinth und seinen neu gewonnenen Gefährten Einlaß in das inzwischen gut bewachte Schloß zu erhalten. Die Hexe hat jedoch in der Zwischenzeit durch ihren Zaubertopf erfahren, daß ihr Gefahr droht und ist gewarnt. Doch Hyazinth kann den Soldaten, der Wache halten soll, überlisten und am Schluß gelingt es, die Hexe mit vereinten Kräften zu besiegen und den verzauberten König zu befreien.
Wer sich eine der beiden sehenswerten Aufführungen ansah, erlebte ein Wiedersehen mit manchem alten Star, konnte aber auch mehrere neue Talente in ihrer ersten großen Rolle sehen. Zu den alten Stars gehört mit Sicherheit Annekathrin Müller, die mit dem König Hyazinth ihre erste Hauptrolle spielte. Eine Herausforderung, die sie mit Bravour bestand, zumal sie gewissermaßen eine Doppelrolle spielte: Den echten König Hyazinth und die verkleidete Hexe. Beide Facetten ihrer Rolle hat sie
überzeugend gespielt, besonders als giftspeiende verkleidete Hexe zeigte sie eine eindrucksvolle Leistung. Nicole Tomschi spielte als König Alabaster ihre (leider) viel zu kleine Rolle exzellent aus und konnte so an ihre früheren Erfolge mühelos anknüpfen.
In ihrer bisher besten Rolle konnte man Heien Kleinschmidt erleben. An ihre Interpretation des Oberhofministers wird man sich sicher noch lange gern erinnern — besser hätte man den Oberhofminister fast nicht spielen können. Silke Heinrich und Dajana Scheider liefen als dünne Frauen zu Höchstform auf. In Mimik und Gestik waren sie ganz Dame, in jeder Hinsicht...
Einer der Publikumslieblinge bei dieser Aufführung war der Dicke Mann, den Kevin Peter einfallsreich und lebendig auf die Bühne brachte. Seinen donnernden Schlußapplaus hat er verdient!
Eines der neuen Talente ist Miriam Knapp, die zwar letztes Jahr beim "Zauberer von Oos" eine kleine Rolle, aber dieses Jahr alle Eigenschaften einer Hexe verkörperte: Herrlich gemein und niederträchtig, fast schon teuflisch...
Eher an ein Engelchen erinnerte hingegen Anja Lochner, die als Tänzerin der Puppenspielertruppe ihren letztjährigen Blechmann bei weitem überbot — einfach süß! Ihr "Tantchen" spielte Johanna Dunkl, die schon bei den Physikern als Philosoph in spe eine bemerkenswerte Leistung zeigte, als Tantchen war sie aber um Klassen besser. Naiv, etwas vertrottelt, aber doch gewitzt — die Darstellung des Wachsoldaten durch Daniel Kraft war einfach köstlich. Zum Schluß bleibt nur noch der Affe Joko übrig, ein unverzichtbarer Bestandteil der Puppenspieltruppe. Hier konnte man Alexander Stewart erleben, der seine Rolle mit viel Einsatz spielte. Man darf gespannt sein, wie er sich weiter entwickeln wird — der Affe Joko war aber sicher ein guter Anfang. Maßgeblich zum Erfolg des Stückes hat auch die Regiearbeit von Marion Neubauer und Uwe Lay beigetragen, die dieses Stück mit sehr viel Engagement und noch mehr guten Ideen auf die Bühne brachten.
Für die Komposition der zahlreichen Lieder, die das Stück durchzogen, hat der Theater verein einmal mehr einen echten Fachmann gefunden: Bernd Segnitz, der auch schon zu früheren Stücken für die "Hits" gesorgt hat.
Alles in allem: "Der König in der Kiste" macht Appetit auf mehr. Ich persönlich freue mich schon auf das nächste Jahr, auf das nächste Stück der Jugendgruppe des Theatervereins!
(Tim Leibert)